Sechsunddreissig Züge halten pro Stunde am Bahnhof Stadelhofen – zu Stosszeiten können es auch mal vierzig sein. Kein Wunder, ist er neben dem Hauptbahnhof Zürich und dem Bahnhof Oerlikon einer der wichtigsten Knotenpunkte im Zürcher Stadtgebiet und – gemessen am Passagieraufkommen – der siebtgrösste in der Schweiz. Wenn man weiter berücksichtigt, dass der Bahnhof «nur» drei Gleise hat, die Santiago Calatrava 1990 beängstigend sexy in eine Betonkonstruktion in Form eines Stiergerippes verpackt hat, wird man auch als Schweizer ein wenig ehrfürchtig. Die logistische Meisterleistung der Bahn ist schier unheimlich, und dass man in der Schweiz – oder besser: in Zürich! – ist, merkt man am Kopfschütteln der Leute, wenn ein Zug der Linie S3, S5, S6, S7, S9, S11, S12, S15, S16, S20 oder S23 mit einminütiger (!) Verspätung einfährt.
Aber das Verhalten kennt man ebenso bei den heissgeliebten blauen Trams: Unsere weltberühmte Arroganz lässt uns zur nächsten Tramstation eilen, wenn die Strassenbahn einmal nicht pünktlich ankommt. Dass wir dann meistens von eben diesem Tram überholt werden, ist für uns Zürcher ein Beleg für die Bösartigkeit der Welt.